Angesichts der Klima- und Energiekrisen unserer Zeit spielen erneuerbare Energien eine immer größere Rolle, und auch in Österreich herrscht ein steigender Bedarf nach nachhaltigen Energiequellen. Knapp zwei Drittel unseres Landes entfallen auf den Alpenraum, in welchem sich auch Photovoltaik-Anlagen als erneuerbare Energiequelle anbieten.
Die möglichen Anlagentypen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Alpenraum, die bewilligungstechnischen Aspekte und insbesondere die naturschutzfachlichen Auswirkungen solcher Anlagen auf Biodiversität und Landschaftsbild im Alpenraum waren die Themen der Integrativen Naturschutzfachlichen Praxisgespräche (INP) im Rahmen der Revital-Akademie, die am 5. und 6. Oktober 2023 in Nußdorf stattfanden.
Die Veranstaltung umfasste am ersten Tag eine Vortragsreihe hochkarätiger ReferentInnen sowie weiterführende Diskussionsrunden zum Thema.
Robert Trenkwalder (Ingenieurbüro Trenkwalder) thematisierte in seinem Einführungsvortrag die Dimensionen, die für die angestrebte Klimaneutralität Österreichs und Tirols im Speziellen notwendig sind, und bereitete so die Bühne für die folgenden Vorträge und Diskussionsrunden.
Anschließend sprach Andreas Hudler (LUA Tirol) über die Position der Tiroler Umweltanwaltschaft zum Thema PV-Freiflächenanlagen, wobei auch das aktuelle Positionspapier der Tiroler Umweltanwaltschaft vom März 2023 vorgestellt wurde.
Im nächsten Vortrag präsentierten Stefanie Wimmer-Schmidt und Karin Meyer (beide BH Lienz) das Bewilligungsverfahren von PV-Freiflächenanlagen und ergänzten damit das Positionspapier der Tiroler Umweltanwaltschaft. Dabei wurden auch die Auswirkungen der „EU-Notfallverordnung Erneuerbare Energie“ in den entsprechenden Bewilligungsverfahren angesprochen.
Über die vorläufigen Ergebnisse seiner laufenden Forschung zum Thema nachhaltiges Grünflächenmanagement bei PV-Freiflächenanlagen sprach Michael Obriejetan (BOKU Wien) in seinem Vortrag, und präsentierte dabei die Herstellung einer neuen PV-Freiflächenanlage und das begleitende Management und Monitoring der entstehenden Grünflächen.
Abschließend gab Josef Brandstetter (Brandpower Holding GmbH) einen Einblick in den Anlagenbau und den Betrieb der Photovoltaik-Freiflächenanlage auf dem Wildkogel (Oberpinzgau) und zeigte insbesondere die dahingehenden Herausforderungen auf.
Anschließend wurden in Arbeitsgruppen Aspekte und Handlungsmöglichkeiten zu folgenden drei Themen in moderierten Kleingruppen erarbeitet und folgende Kernergebnisse formuliert:
- Flächenauswahl: Welche technischen und naturschutzfachlichen Kriterien müssen bei der Flächenauswahl berücksichtigt werden?
Es wurde ersichtlich, dass technische Kriterien den Rahmen für den Fortschritt der Energiewende liefern, insbesondere bei Standorten zum Thema „Winterstrom“ aber den Naturschutz betreffen. Entsprechend müssen bei der Standortwahl für PV-Freiflächenanlagen im Alpenraum Kompromisse bei der Standortwahl gefunden werden, wobei intensiv vorgeprägte Gebiete aus Sicht des Naturschutzes „safe“ sind und deswegen zu bevorzugen sind.
- Genehmigungsverfahren: Wie muss die Raumordnung angegangen werden, um die Genehmigungsverfahren zu erleichtern?
Es wurde erkannt, dass Genehmigungsverfahren nicht das eigentliche Problem sind, sondern die davor laufende Raumordnung, welche Zeit kostet und die Kommunen überfordert. Entsprechend müssen Impulse zur Raumordnung von anderer Seite („von unten“) kommen, um dies zu beschleunigen.
- Auswirkung und Optimierung: Welche Auswirkungen gehen von PV-Freiflächenanlagen auf die Schutzgüter aus und welche entgegenwirkenden Maßnahmen gibt es?
Im Verlauf der Gruppenarbeit wurde ein Katalog von möglichen Auswirkungen auf die verschiedenen Schutzgüter (Landschaftsbild, Pflanzen und Tiere sowie deren Lebensräume) mit entsprechenden, entgegenwirkenden Maßnahmen erstellt. Zusätzlich wurden wichtige Maßnahmen der vor und während der Bauphase laufenden Planungs- und Begleitungsphase gesammelt.
Am nächsten Tag wurde von Harald Stocker (Elektrowerk Assling) eine halbtägige Fachexkursion zum Elektrowerk Assling geführt. Nach einer eingehenden Vorstellung des Unternehmens folgte die Begehung einer PV-Anlage des Elektrowerks, welche mit seiner Hanglage am Berg ein Beispiel für PV-Freiflächenanlagen im Alpenraum ist.
Mit eindrucksvollen und sonnigen Eindrücken endete die zweite REVITAL INP, welche von den rund 25 geladenen und anwesenden Teilnehmern als voller Erfolg gewertet wurde. Diese positive Rückmeldung aller Beteiligten freut uns sehr und ist unsere Motivation, in den kommenden Jahren das Format der Integrativen Naturschutzfachlichen Praxisgespräche erneut mit Leben zu erfüllen.