Das Thema Artenschutz hat angesichts der herrschenden Biodiversitätskrise in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Auch in Österreich sind zahlreiche Pflanzen von Lebensraumverlust und Bestandesrückgängen betroffen und stehen als gefährdete Arten auf den Roten Listen. Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen und Artenschutzmaßnahmen es gibt, um diesen Artenrückgang Einhalt zu gebieten, war Thema der ersten Integrativen Naturschutzfachlichen Praxisgespräche (INP) im Rahmen der Revital-Akademie, die am 16. und 17. September 2021 in Nussdorf stattfanden.
Die unter dem Titel „Vergiss mein nicht – Botanische Artenschutzmaßnahmen auf dem Prüfstand“ stehende Veranstaltung umfasste am ersten Tag eine Vortragsreihe hochkarätiger ReferentInnen sowie weiterführende Diskussionsrunden zu diesem Thema. Luise Schratt-Ehrendorfer (Universität Wien) thematisierte in ihrem Keynote-Vortrag recht eindrucksvoll die Grundlagen, Wahrnehmung, Gefährdung und den Schutz der botanischen Vielfalt in Österreich. Anschließend sprach Günther Nowotny (Land Salzburg) über den Pflanzenartenschutz in der Naturschutzpraxis im Bundesland Salzburg, wobei auch dessen historische Entwicklung und aktuelle Vollzugsmöglichkeiten angesprochen wurden. Über die beeindruckenden und vorbildlich aufgesetzten Artenschutzprojekte in Oberösterreich berichtete Claudia Wolkersdorfer (Fa. GreenTeam). Unter dem Titel „Fräser für die Orchideen“ sprach Klaus Krainer (ARGE Naturschutz) über aktive Biotop- und Artenschutzmaßnahmen im Bundesland Kärnten und schließlich brachte Romed Unterasinger (Schutzgebietsbetreuung Tirol) einen Rückblick auf 20 Jahre Artenschutzprogramm Pulsatilla oenipontana.
Anschließend wurden in Arbeitsgruppen Aspekte und Handlungsmöglichkeiten zu folgenden drei Fachthemen in moderierten Kleingruppen erarbeitet:
- Naturschutzverfahren: Wie können lokale Populationen wertgebender Pflanzenarten abgegrenzt werden?
- Artenschutz vs. Rote Liste: Soll hier ein Abgleich erfolgen und der Artenschutz an die RL angepasst werden?
- Artenschutzmaßnahmen in Naturschutzverfahren: Wo bestehen Defizite beim Monitoring und bei der Erfolgskontrolle von Artenschutzmaßnahmen und wie kann man diese beseitigen?
Am nächsten Tag wurde von Oliver Stöhr und Susanne Gewolf eine halbtägige Fachexkursion in das sog. Lavanter Forchach geführt, das aufgrund der Vorkommen zahlreicher wertgebenden Pflanzenarten als botanischer Hotspot in Osttirol bekannt ist. Mit eindrucksvollen Eindrücken aus diesem Gebiet endete die erste INP, der von den rd. 25 geladenen, physisch anwesenden Teilnehmern als voller Erfolg gewertet wurde. Diese positive Rückmeldung aller Beteiligten freut uns sehr und ist Motivation, auch im Jahr 2022 wieder das Format der Integrativen Naturschutzfachlichen Praxisgespräche mit Leben zu erfüllen.