REVITAL statt. Am 9. Oktober 2024 trafen sich dazu an die 30 Teilnehmer zum fachlichen Austausch rund um das Thema „Flüsse als Erholungsraum – Erfahrungen aus der Praxis“.
Fließgewässer ziehen den Menschen schon seit jeher an, sei es als Wander- oder Handelsroute, um an ihren Ufern zu siedeln oder ihren Abfluss zur Energieerzeugung zu nutzen. Der Nutzungsdruck auf Flüsse und Bäche steigt stetig. Der Energiebedarf erhöht sich, Bebauung und landwirtschaftliche Nutzung nehmen zu, für Hochwasserschutzmaßnahmen und Flussrevitalisierungen werden flussnahe Flächen beansprucht. Parallel dazu wollen immer mehr Erholungsuchende die Fließgewässer nutzen. Durch den Klimawandel gewinnen die kühlenden Lebensadern an Bedeutung, durch geändertes Freizeitverhalten der Menschen und der Sehnsucht nach Ruhe und Natur rücken unsere Fließgewässer immer mehr in den Fokus. Vielschichtige Herausforderungen tun sich auf.
In drei Vortragsblöcken wurde das Thema Erholung an Fließgewässer aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Welche Motive bringen Menschen an den Fluss, gibt es in der Stadt eine andere Motivation als im Freiland? Lassen sich Besucher lenken und wie wirken sich Besucherströme auf die Flusslandschaft aus?
Relevant für viele Projektbetreiber ist auch die rechtliche Sicht zur Erholung an Fließgewässern. In einem spannenden Vortrag wurde erörtert wie weit die Verpflichtung der Betreiber reicht und wann welche Absicherungsmaßnahmen zu treffen sind. Und wo beginn eigentlich die Eigenverantwortung der Besucher?
Den Grundstock für das Bewusstsein der Vorgänge in und an Fließgewässern und somit der verantwortliche Umgang mit der Ressource Wasser und die Eigenverantwortung am Fließgewässer kann schon in der Schule gelegt werden. Der Einblick in die Arbeit des „Haus des Wassers“ vom Nationalpark Hohe Tauern zeigt, wie wichtig solche Bildungsprogramme sind.
Die Herausforderungen für das Besuchermanagement wurden anhand von Beispielen an der Salzach (Salzachauen, nahe Salzburg), anhand der Liesing und des Wienflusses in der Großstadt Wien und anhand des Tiroler Lech gegenübergestellt. Die Menschen kommen an die Fließgewässer, wünschen sich Freiheit und fragen gleichzeitig nach sanitären Einrichtungen, Sitzbänken und sicheren Gehwegen. Ranger, Flussraumbetreuer, Magistratsmitarbeiter sind jeden Tag gefragt, um den Menschen am Fluss mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
In Bayern werden die Kommunen in der Planungs- und Umsetzungsphase von Integrativen Projekten unterstützt, um neben dem Hochwasserschutz durch die Projekte auch einen ökologischen Benefit bei gleichzeitiger Aufwertung im Bezug auf das Naturraumerlebnis zu erlangen. Eindrucksvolle Beispiele wurde dazu auch aus Südtirol vorgestellt, wo sich die langjährige integrative Planung von Flussbauprojekte und Zugängen zu Fließgewässern durch stark positive Resonanz aus der Bevölkerung bezahlt macht. Am Beispiel der Soča wurden Maßnahmen zur Reaktion auf einen zeitweise überbordenden Besucherstrom erläutert.
Die Impulsreferate zeigten eindrucksvoll, dass sich eine intensive Mitbetrachtung der Erholung schon im Rahmen der Planung von Flussbauprojekt in jedem Fall rentiert. Bei einer gemeinsamen Jause, motivierenden Gesprächen und intensiven Diskussionen klang dieser interessante und wertvolle Tag für die Teilnehmer aus.